Methoden

Delphi-Methode


Delphi-Methode

Bei der Delphi-Methode – auch Delphi-Studie, Delphi-Verfahren oder Delphi-Befragung genannt – handelt es sich um eine systematische, mehrstufige Expertenbefragung. Ziel ist, bei unklarer Ausgangs- und unzureichender Datenlage durch die Zusammenführung und Auswertung von Expertenmeinungen Erkenntnisse über zukünftige Entwicklungen zu erhalten, um daraus strategische Handlungsoptionen abzuleiten.

Die Methode beruht auf zwei Annahmen:

  • Fachleute sollten für ihr Gebiet fundiert zukünftige Entwicklungen abschätzen und beurteilen können.

  • Die Voraussagequalität bei Einbezug mehrerer Fachleute ist größer als bei Beschränkung auf eine einzelne Fachkraft.

Der Name verweist auf das antike Orakel von Delphi, bei dem eine Seherin (Pythia) ihre Vision der Zukunft als verklausulierte Antwort an die Fragesteller weitergab. Die Methode wurde zwischenzeitlich weiterentwickelt: Nun werden mehrere Fachleute mit Expertise auf einem bestimmten Gebiet in einem mehrstufigen Prozess um ihre – qualitative – Einschätzung gebeten. Dies ist das Standardverfahren. Im sogenannten Breitbandverfahren dürfen und sollen sich diese sogar untereinander austauschen. Dadurch soll ein Konsens der Befragten zu dem zur Diskussion stehenden Thema als Basis für eine zuverlässige Prognose erreicht werden. Entwickelt wurde die Methode in den 1950er-Jahren von der RAND-Corporation (https://www.rand.org/topics/delphi-method.html).

Eingesetzt wird die Delphi-Methode insbesondere im Rahmen der Strategieentwicklung, im Projektmanagement, zur Marktbeurteilung für innovative Produkte und im Marketing. Unterstützt werden kann sie durch die Szenario-Technik.

Ablauf

Zunächst erfolgt die Auswahl der mindestens zwei, oft fünf Expertinnen und Experten. Diese werden zur Teilnahme an der Befragung eingeladen, die in der Regel anonym und ohne Präsenz der Beteiligten stattfindet, in elektronischer oder schriftlicher Form.

Die Befragung wird strukturiert durchgeführt: An die Teilnehmenden wird ein Katalog mit Fragen oder Thesen ausgegeben, zu denen sie, in der Standardversion der Methode ohne Absprache untereinander, Stellung nehmen sollen. Die Antworten werden gesammelt und ausgewertet. Die Auswertung wird den Fachleuten in der zweiten Runde vorgelegt, um ihre Einschätzung verfeinern oder anpassen zu können. Dieses Vorgehen wird mehrfach wiederholt, wobei die Ergebnisse der jeweiligen Runden aufgelistet und über eine Mittelwert- bzw. Durchschnittswertberechnung aufbereitet werden. Diese Ergebnisse werden den Expertinnen und Experten wiederum vorgelegt, um letztlich zu einem Konsens und einer einvernehmlichen Gesamtbewertung zu gelangen.

Bei der Breitbandmethode haben die Beteiligten Gelegenheit, sich persönlich untereinander über die Kriterien und Einschätzungen auszutauschen und diese in ihre Bewertungen einfließen zu lassen.

Erfolgsfaktoren

Entscheidend für den erfolgreichen Einsatz der Methode sind diese Punkte:

  • Auswahl der Expertinnen und Experten mit möglichst differenzierten Perspektiven auf die Fragestellungen;

  • Aufbau und Inhalt des Fragebogens/Thesenkatalogs;

  • Aufrechterhaltung der Motivation der Teilnehmenden auch über mehrere iterative Schritte;

  • Anonymität der Teilnehmenden bei der Standardmethode, um Ressentiments, unerwünschte Meinungsführerschaften und Gruppeneffekte zu verhindern.

Vor- und Nachteile der Delphi-Methode

Die Delphi-Methode bietet folgende Vorteile:

  • Es werden mit hoher Expertise fundierte Grundlagen für eine Entscheidung erarbeitet, Fehleinschätzungen von Einzelpersonen fallen weniger ins Gewicht.

  • Aufgrund der unterschiedlichen Sichtweisen und Ansatzpunkte der Fachleute werden verschiedenste Aspekte zu bestimmten Fragestellungen berücksichtigt.

  • Die Bildung von Mittelwerten schließt Extrempositionen aus.

Allerdings gibt es auch diese Nachteile:

  • Niemand ist vor Fehleinschätzungen sicher. Auch Fachleute mit einem häufig sehr spezifischen Wissen in ihrem Bereich können bei der Beurteilung von Aspekten außerhalb dieses Rahmens deutlich danebenliegen.

  • Die Auswahl der Teilnehmenden hat großen Einfluss auf das Ergebnis.

  • Das Delphi-Verfahren ist aufwendig.